Erste Anlage zur CO2-Rückgewinnung in der Zementindustrie in Betrieb gegangen

MdB Daniela Ludwig besichtigt Pilotanlage in Rohrdorf und informiert sich über Verwendungsmöglichkeiten des gewonnenen CO2

Rohrdorf, 10. Oktober 2022 – Seit Mitte September ist Deutschlands erste Anlage zur CO2-Rückgewinnung in der Zementindustrie in Rohrdorf in Betrieb. Am vergangenen Donnerstag besichtigte CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig das Zementwerk und ließ sich die technischen Details der neuen Anlage sowie die Möglichkeiten und Voraussetzungen für die Verwendung des gewonnenen Kohlendioxids erläutern. Derzeit lässt Rohrdorfer untersuchen, ob das CO2 lebensmittelecht ist und somit an die regionale Getränkeindustrie geliefert werden könnte. Zudem wird die Produktion von Ameisensäure vorbereitet.

Für Daniela Ludwig ist das Rohrdorfer Zementwerk einer der wichtigsten Innovationstreiber in der Region und weit darüber hinaus. „Das Unternehmen leistet in der Forschung und in der Entwicklung neuer Technologien Herausragendes. Gerade in Zeiten der Energiekrise und angesichts der Debatten über Klimaschutz ist die neue Pilotanlage von bundesweiter Bedeutung. Darüber sollte sich vielleicht einmal der Bundeswirtschaftsminister informieren.“ Seit Mitte September ragt die fertige Pilotanlage auf der zum Steinbruch gewandten Seite des Werks 25 Meter in die Höhe und scheidet pro Tag zwei Tonnen Kohlendioxid ab. Mit dem Ziel, bis 2040 CO2-neutralen Zement zu produzieren, startete Rohrdorfer das Projekt Anfang 2022 auf eigene Initiative und eigene Kosten. Damit setzt das Werk, das als eines der saubersten der Welt gilt, einmal mehr einen Meilenstein in Punkto Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit.

Von Links: Anton Bartinger, technischer Leiter der Sparte Zement bei Rohrdorfer, Dr. Helmut Leibinger, Leiter des Net Zero Emission-Teams bei Rohrdorfer, MdB Daniela Ludwig und Mike Edelmann, Geschäftsführer der Rohrdorfer Unternehmensgruppe vor den Druckbehältern die das in der Abscheideanlage gewonnene CO2 enthalten. (Copyright Rohrdorfer)

Möglichkeiten der Verwendung des Kohlendioxids sind vielfältig

Aktuell wartet das gewonnene CO2 in Druckbehältern auf eine weitere Verwertung. „Wir sind mit Partnern aus der Region im Gespräch und haben eine Vielzahl von Möglichkeiten“, sagt Rohrdorfer Geschäftsführer Mike Edelmann. „In Frage kommen etwa die unmittelbare Verwendung zur Begasung von Obst oder Gemüse, die Nutzung als Kohlensäure für die Getränkeindustrie oder die Weiterverarbeitung zu chemischen Grundstoffen.“ Für letztere Anwendung steht in Rohrdorf bereits eine Versuchsanlage, die das CO2 in Ameisensäure umwandeln soll, bereit. Im Moment ist sie noch im Testbetrieb. Potenzielle Abnehmer für die Säure, von der monatlich rund 500 Kilogramm produziert werden können, sind Unternehmen aus dem bayerischen Chemiedreieck. Auch für den Einsatz von lebensmittelreinem CO2 als Kohlensäure gibt es schon eine Reihe von Anfragen aus Bayern.

Dr. Helmut Leibinger, Leiter des Net Zero Emission-Teams bei Rohrdorfer, erklärt Daniela Ludwig die Versuchsanlage, die das CO2 in Ameisensäure umwandeln soll. (Copyright Rohrdorfer)

Unterstützung von Politik und Gesellschaft ist gefragt

Im Gespräch mit Daniela Ludwig machte Mike Edelmann auf die nötige Unterstützung für Industriebetriebe von Seiten Politik und Gesellschaft aufmerksam. So gab er zu bedenken, dass das Zementwerk etwa dreimal so viel Strom aus erneuerbaren Energien sowie die passende Infrastruktur zum Transport des gewonnenen CO2 benötigt, wenn das gesamtgesellschaftliche Ziel der CO2-Neutralität erreicht werden soll. „Nur mit schnellen und entschiedenen Schritten der Politik können energieintensive Industriebetriebe gesichert und Arbeitsplätze erhalten bleiben“, so Mike Edelmann.

Daniela Ludwig sicherte der Rohrdorfer Initiative ihre Unterstützung zu: „Die Wiederverwendung von CO2 ist ein aktuelles Thema von essenzieller Bedeutung für die Zukunft. Wir müssen alles tun, um solche Unternehmen von Energiekosten und hoher Bürokratie zu entlasten und die Gewinnung von Arbeitskräften erleichtern. Deutschland darf nicht riskieren, dass innovationsstarke Unternehmen aufgeben oder das Land verlassen.“