„Ein bisschen wie heimkommen“
Sechs Fragen an Martin Lechner, der nach dreijähriger Unterbrechung wieder im Zementwerk Rohrdorf arbeitet.
Herr Lechner, Sie haben bei Rohrdorfer eine Ausbildung zum Elektroniker gemacht und dann zehn Jahre bei Rohrdorfer gearbeitet. Nach drei Jahren sie Sie jetzt wieder zurückgekommen und arbeiten im Leitstand am Standort Rohrdorf. Wie kam es dazu?
Während der drei Jahre bin ich nie wirklich aus der Industrie weg gegangen, ich wusste immer, die Richtung stimmt schon für mich. Ich wollte einfach einmal etwas Neues kennen lernen, meinen Horizont erweitern und mich auch ein bisschen herausfordern. Außerdem wollte ich die Zeit auch nutzen, um mein Hobby Musik voranzutreiben. Das hat beides gut funktioniert, auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie, die genau in diese Zeit fiel, einige Dinge schwieriger als erwartet waren. Ein wichtiger Meilenstein in diesen drei Jahren war eine Weiterbildung zum Programmierer, die ich erfolgreich abschließen konnte. Das hat mir wahnsinnig Spaß gemacht und mich auch noch mal bestätigt, dass ich mich beruflich in diese Richtung entwickeln möchte. Ich habe dann einige Monate im Vierschichtbetrieb als Leitstandfahrer bei der heinzel paper Papier GmbH im Nachbarort Raubling gearbeitet. Inhaltlich hat mir das gut gefallen, aber die Arbeitszeiten ließen sich überhaupt nicht mit meinem Alltag und meinem Familienleben zusammenbringen.
Dann war die Stelle in Rohrdorf im Leitstand ausgeschrieben. Schon zu meiner Zeit als Elektriker war das immer meine Wunsch-Stelle im Zementwerk gewesen. Ich habe mich beworben – und es hat geklappt!
Wie wurden Sie beim „zweiten Start“ aufgenommen?
Ich wurde wirklich sehr, sehr herzlich empfangen, was mich total gefreut hat. Alle, die mich von früher noch kannten, haben mich persönlich begrüßt und zum Teil gleich in ein Gespräch verwickeln, um zu erfahren, wie es mir während meiner Auszeit ergangen ist. Viele haben sich spürbar gefreut, dass ich wieder da bin. Das war schon eine tolle Erfahrung – so ein bisschen wie heimkommen nach einer langen Reise. Da habe ich auch gemerkt, dass ich die Kollegen in Rohrdorf und das Werk wirklich vermisst habe. Ich bin mit der Entscheidung, zurückzukommen und mit meinem jetzigen Job bei Rohrdorfer absolut happy – ich habe wirklich meinen Traumjob gefunden.
Was ist so wie früher, was ist neu für?
Der Betrieb an sich ist relativ gleich geblieben, nur einige Anlagen sind neu dazugekommen. Die großen Veränderungen waren auch schon vor drei Jahren vorhanden, beispielsweise die Einzäunung des Geländes. Insofern konnte ich da bei Vielem direkt anschließen.
Für mich persönlich ist neu, dass ich keine Arbeitskleidung mehr tragen muss – und das finde ich großartig, denn ich bin vom Kleidungsstil her eher der legere Typ. Auch dass ich einen festen Arbeitsplatz habe, ist für mich eine neue Erfahrung, die ich sehr schätze. Den engen Austausch mit den Meistern und der technischen Abteilung kannte ich so auch noch nicht und er ist eine Bereicherung, da man ständig dazulernt. Gleichzeitig konnte ich schon des Öfteren damit punkten, dass ich früher als Elektriker viel auf dem Werksgelände unterwegs war und die meisten Anlagen von Innen kenne. Schon während meiner ersten Wochen konnte ich den langjährigen Leitstandfahrern bei Entscheidungen und dem Finden von Lösungen helfen, weil ich durch meine Erfahrung als Elektriker weiß, wie die Verhältnisse in den Anlagen vor Ort sind.
Beschreiben Sie bitte Ihren typischen Tagesablauf im Leitstand.
Spätestens zehn Minuten vor Beginn der nächsten Schicht komme ich an, damit mein Schichtvorgänger mit mir die Übergabe machen kann. Nach der Übergabe hole ich mir oft einen Kaffee und starte dann mit dem Fahren der Zementmühlen und des Ofens. Während der Dienstzeit spricht man sich laufend mit den Kollegen zum aktuellen Stand der Produktion ab und plant die Schicht, je nachdem wann welche Zementsorten an diesem Tag produziert werden müssen. Dann prüfe ich die Anlagen und kontrolliere die korrekte Zuordnung von Zementsorte und Silo. Wir am Leitstand überprüfen ständig, ob alles reibungslos nach Plan funktioniert. Jeder Fehler kann große Schäden verursachen und schnell sehr teuer werden, daher ist es wichtig, sehr gewissenhaft und nach Vieraugenprinzip zu arbeiten. Die Parameter werden stündlich geprüft und die Ergebnisse schriftlich festgehalten. Ich schaue auch immer auf die Kollegen, was die gerade machen, damit ich sie im Notfall schnell und kompetent unterstützen kann. Auch die Kontrolle unseres Robolabors gehört zu meinen Aufgaben. Zu meinem Alltag gehört es auch, viel zu telefonieren, um Informationen weiterzugeben oder einzuholen und Abläufe zu koordinieren. Eine freundliche, aber bestimmte Kommunikation ist hier sehr wichtig. Am Schichtende mache ich dann wieder eine Übergabe mit meinem Schichtnachfolger.
Wie steht es mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im neuen Job?
Wir sind eine fünfköpfige Familie – da ist immer sehr viel los. Da ist es sehr wichtig, dass ich gut im Voraus planen kann. Das Schichtsystem in Rohrdorf ist für mich das Beste, das ich bisher kennen gelernt habe – und das waren einige. Besonders genieße ich die zwei Wochen Freizeit nach Ende einer Schichtperiode. Da kann ich mich super auf meine privaten Projekte und Hobbies konzentrieren.
Was wünschen Sie sich für Ihre Karriere in den kommenden Jahren?
In erster Linie möchte ich die Weiterbildung zum Produktionssteuerer Lehrgang Zement erfolgreich abschließen. Die ist ganz schön anspruchsvoll und ich hoffe, dass ich das mit einem guten Ergebnis hinbekomme. Ich möchte mich als Leitstandfahrer so entwickeln, dass ich am Ende des Tages sagen kann: Ich habe mein Bestes gegeben und das Ergebnis genügt allen Ansprüchen. Auch könnte ich mir vorstellen, in den Verantwortungsbereich des Abwärmekraftwerks noch mehr hineinzuwachsen. Ich bin auf jeden Fall für alles offen und qualifiziere mich – wenn von den Chefs gewünscht – auch gerne weiter, um noch verantwortungsvollere Positionen bei Rohrdorfer zu übernehmen.