Von der Floristin zur Mischmeisterin

Sieben Fragen an Daniela Kranich, Mischmeisterin und Disponentin im Oberland Transportbetonwerk Werdenfels

 
Frau Kranich, Sie haben eine ungewöhnlichen Karriereschritt gemacht: Sie waren früher Floristin, jetzt sind Sie Disponentin/ Mischmeisterin in einem Transportbetonwerk. Wie ist es zu diesem Berufswechsel gekommen? 

Ich habe nach meiner Ausbildung als Floristin elf Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Mit der Zeit wurde der Wunsch größer, mich beruflich umzuorientieren. Wohin genau wusste ich aber lange nicht so recht. Ich bin privat schon viele Jahre mit Konstantin Schmid befreundet, der die Transportbeton Oberland GmbH leitet – und der hat schon immer zu mir gesagt, dass ich die ideale Mischmeisterin wäre. Irgendwann war es dann so weit. Ich habe zum Konstantin gesagt, jetzt möchte ich mal ausprobieren, ob das wirklich was für mich ist. Konstantin hat dann gleich einen Probetag für mich arrangiert und ich habe so ziemlich sofort gemerkt: Das passt! 

Was war ausschlaggebend für Ihre Entscheidung, sich dann tatsächlich zur Mischmeisterin für Transportbeton umschulen zu lassen? 

Die Kollegen waren mir auf Anhieb sympathisch, haben mich super aufgenommen, und ich habe gemerkt, dass mir die Aufgaben, die man als Mischmeister bzw. in der Dispo hat, sehr liegen. Zum Beispiel der Umgang mit Kunden, ich kann mich sehr gut in ihre Situation hineindenken und eine gute Lösung finden, auch wenn es mal schnell gehen muss oder improvisiert werden muss. Die tägliche Organisation, die optimale Planung und Logistik – das ist jeden Tag anders und jeden Tag wieder spannend. Bei dem Job stimmt für mich einfach das „Gesamtpaket“, das habe ich gleich am Anfang gemerkt und es ist auch jetzt, nach eineinhalb Jahren, noch so. 

Wie haben Sie die Umschulungsphase erlebt? 

Angefangen habe ich im September 2021. In der Anfangszeit hat mich unser Werksleiter Andreas Bolek bei meinen Schichten unterstützt. Nach etwa einem halben Jahr hatte ich mir so viel Wissen angeeignet, dass ich das Werk komplett allein managen konnte. Ich habe in meiner Kindheit sporadisch Kontakt mit dem Material Beton gehabt, da mein Vater Garten- Landschaftsbauer ist, daher war ein grundsätzliches Interesse vorhanden. Das war eine gute Basis, aber der Hauptmotor war mein Wunsch, mich selbst herauszufordern und diese neue Aufgabe zu meistern. Ich finde es wirklich toll, welche Möglichkeiten Rohrdorfer anbietet, um sich weiter zu bilden. Als nächstes mache ich den Betonprüfer-Schein in Feuchtwangen, damit ich auch in Sachen Zusammensetzung, Konsistenz, Festigkeit und Verträglichkeit unserer Betone fit bin. 

Beschreiben Sie bitte Ihren typischen Tagesablauf  

Ich starte zwischen 6:00 und 6:30 Uhr. Erst mal trinke ich einen Kaffee, fahre den Computer hoch und checke die Systeme. Falls Störungen und Fehler auftreten, kann ich diese in der Regel selbst beheben. Dann starte ich den Mischer und gehe in die Anlage, um den Mischer zu schmieren. Als nächstes spreche ich mit den Lieferanten und kläre,  wann wir welchen Zuschlag in welcher Menge brauchen. Meistens kommen dann schon die ersten Fahrer und wollen wissen, wann sie wo hin müssen. Tagsüber habe ich viel Kundenkontakt via Telefon um Bestellungen entgegen zu nehmen oder Fragen rund um unsere Betone zu beantworten. Nach Betriebsende wird oben der Mischer mit dem Hochdruckreiniger ausgewaschen. Der Arbeitstag ist recht lang, aber ich habe dafür nur eine 4-Tage-Woche. Ich wechsle mich mit meinem Kollegen Michael Bauer ab, wir sind beide sehr flexibel, so dass wir nach Bedarf den freien Tag mal ans Wochenende dran hängen, aber auch unter der Woche mal nehmen können. 

Wie ist es, von einem weiblich dominierten Beruf in einen Bereich zu wechseln, wo Frauen (noch) unterrepräsentiert sind? 

Ich hatte am Anfang natürlich schon Sorge, wie ich von den überwiegend männlichen Kollegen aufgenommen werde. Tatsächlich waren diese, wie oben schon gesagt, sofort begeistert, dass ich im Team bin.  Es waren eher die Kunden, die am Anfang irritiert waren. Oft kam in meiner ersten Zeit am Telefon die Frage „Bin ich jetzt doch nicht im Betonwerk?“ – Die Kunden haben aber schnell gemerkt, dass ich alles „auf dem Kasten“ habe. Daher war ich auch von dieser Seite nach kurzer Zeit komplett akzeptiert. 

Sind Sie zufrieden mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben? 

Ich bin verheiratet, habe keine Kinder und plane in meiner Freizeit gerne spontan. Diese Spontaneität ist mit dem Beruf als Mischmeisterin sehr gut vereinbar. Ich kann mich flexibel mit meinem Schichtkollegen absprechen und wenn ich kurzfristig einen privaten Termin wahrnehmen muss, lässt sich das fast immer einrichten. Ich kann mit voller Überzeugung sagen: Mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bin ich zu hundert Prozent zufrieden. 

Was wünschen Sie sich für Ihre Karriere in den kommenden Jahren? 

Erst einmal möchte ich noch etwas mehr Erfahrung als Mischmeisterin sammeln, könnte mir perspektivisch aber vorstellen, Standortleiterin zu werden oder im Bereich Vertrieb aktiver zu werden. Ich kann mir auch gut vorstellen, den LKW-Führerschein zu machen und fände es auch interessant Betonpumpenfahrzeuge zu fahren. Ich bin da völlig offen und freue mich auf das, was noch kommt. 

Arbeiten wo, andere Urlaub machen: Daniela Kranich arbeitet im Transportbetonwerk Werdenfels in Garmisch-Partenkirchen 
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